Die aktuelle Berichtsaison hat ein Feuerwerk abgebrannt. Und das gilt nicht nur für die guten veröffentlichten Daten. Diese Saison war seit langer Zeit die wirklich erste, in der selbst Unternehmen mit positiven Ausblicken aufwarteten, die ansonsten eher als Hasenfüße gelten. Das stimmt für die Zukunft positiv, denn welcher Finanzchef will schon bei den nächsten Zahlenveröffentlichungen den Rückzug antreten. Allerdings neigt sich die Happy Hour der Berichtsaison jetzt ihrem Ende zu und viele Anleger denken bereits an die kommende Saure Gurken-Zeit. Denn historisch sind die Monate August und September sicherlich nicht die beste Zeit für Aktien. Anleger sortieren die Pro- und Contra-Argumente für den Rest des Jahres neu und halten sich zunächst eher bedeckt.

In diesem Jahr kommt als Moll-Faktor die Debatte um ein Double Dip der US-Konjunktur hinzu, die so hartnäckig ist wie Kaugummi am Schuh. An den tiefen Zinsen in den USA und Deutschland lassen sich die Konjunktur- und Deflationsängste klar ablesen.

 

Der US-Notenbank Fed als Trendsetter unter den Zentralbanken kommt zukünftig eine entscheidende Rolle für die Aktienmärkte zu. Nennen wir es „Money for Nothing“.Die Bären mögen argumentieren, dass das Festhalten an  einer Tiefzinsphase und das unverhohlene Liebäugeln mit der Fortsetzung einer quantitativen Liquiditätsoffensive Ausdruck einer trüben Konjunkturverfassung ist. Natürlich ist es das. Eine alternative Interpretation der Bullen ist jedoch, dass notenbankseitig nichts unversucht bleibt, um der wirtschaftlichen Unsicherheit zu entkommen.

 

Die Notenbanken als Notbanken

Zielgröße dieser freizügigen Geldpolitik ist der Rentenmarkt. Die Fed nimmt den Banken das kurzfristige Zinsänderungsrisiko und sichert ihnen damit eine fast risikolose Fristentransformation hin zu langen Renten. So setzt sich die Tiefzinswelle über die Laufzeiten fort. Das verbessert erstens die Ertragslage der Banken und verbilligt zweitens zur Konjunkturstimulierung noch einmal die Kreditzinsen. Drittens werden damit in punkto Vermögensaufteilung die Renditen am Rentenmarkt immer unattraktiver.Wie gehen institutionelle Anlegergruppen eigentlich mit diesem Renditenotstand um? Wie wollen z.B. Versicherer ihren ohnehin schon geringen Garantiezinssatz von 2,25 Prozent erzielen, wenn die durchschnittliche Verzinsung deutscher Staatsanleihen, gemessen an der Umlaufrendite, bereits auf ca. 2,10 Prozent gefallen ist. Da wird zukünftig gezwungenermaßen der Blick auf die noch schwachen Aktienquoten bei der Assekuranz fallen.

 

Im Renditevergleich stechen Substanzaktien hervor

Der Renditevergleich von Geldmarktanlagen, Staatspapieren und Aktien gibt dem Nachdenken der Anleger weitere Nahrung.

Bereits die durchschnittliche Dividendenrendite des europäischen Aktienleitindex EURO STOXX 50 schlägt die Rendite von Staatsanleihen deutlich. Als Zuckerstücke unter den Dividendenwerten gelten die ertragssoliden Versorger, Öl- und Gastiteln und Telekomwerte, die bis um 7 Prozent bieten. Deren Ausschüttungsstabilität macht sie zusätzlich attraktiv. So lassen sich gegenüber Renten jährlich attraktivere Zahlungsströme erzielen. Bei Versorgern wird zwar kritisch auf die politische Debatte um Energiesteuern verwiesen. Aber erstens sind sie aus diesem Grunde noch günstig zu haben und zweitens werden Preiserhöhungen zumindest teilweise an den Endkunden weitergegeben.

 

Vorteil Deutschland

Zyklische Substanzaktien sollten aber nicht vergessen werden. Man mag einwenden, dass ein Schnupfen der US-Konjunktur bei uns zu einer Lungenentzündung führt. Aber deutsche Industriewerte profitieren selbst bei zukünftig schwächer ausfallenden Konjunkturimpulsen im Konkurrenzvergleich aufgrund ihrer attraktiven Produkt- und Prozessinnovationen. Und der nachhaltige Aufbau von Produktivkapital in den Schwellenländern, der von deutschen Industriewerten bedeutend umgesetzt wird, wirkt der Lungenentzündung als Antibiotikum entgegen.

An dieser Stelle sei ebenso erwähnt, dass auch der wieder schwächere Euro deutschen Zyklikern hilft. Das gilt nicht nur gegenüber dem US-Dollar. Auch der gegenüber dem Euro im Kurs steigende Yen hilft im globalen Industriewettbewerb zusätzlich. Seit Anfang des Jahres hat der Yen um ca. 20 Prozent aufgewertet.

 

Keine Angst vor Aktien

Insgesamt blicken wir nicht auf die beste aller Aktienwelten. Dies werden die nächsten zwei Monate mit verhaltenen Aufwärtskräften wohl auch zeigen. Aufgrund der geldpolitisch intakten Hochwetterlage, den im Ländervergleich starken Steherqualitäten gerade deutscher Substanzwerte, auch gegenüber weniger attraktiven Alternativanlagen, ist die Angst vor Aktien jedoch nicht gerechtfertigt.

Bis ca. Ende September dürfte die Komfortzone des DAX zwischen 5800 und knapp 6400 Punkten intakt bleiben. Im Schlussquartal wird sich jedoch zeigen, dass es nicht zu einem Double Dip der Konjunktur kommt. Dann geht es in den Schlussspurt, der uns auf Stände von ca. 6800  Punkten führt.

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